Camino Frances Teil 2:
14. Etappe: Burgos - Santiago
Zu Fuß mache ich mich am Samstagmorgen auf den Weg, um zum S-Bahnhof zu gelangen. Meine Bahn kommt tatsächlich pünktlich und ich fahre gemütlich gen Mannheim. Dort kommt auch mein ICE aus Frankfurt pünktlich an und ich kann in Richtung Paris starten. Leider funktioniert die Klimaanlage nicht und so ist es bis Paris extrem heiß. Dafür bekommen die Fahrgäste kostenlos Wasser in fast beliebiger Menge. Wie nicht anders zu erwarten fährt die deutsche Bahn bis zur französischen Grenze 20 Minuten Verspätung ein, was auf französischer Seite trotz einer Höchstgeschwindigkeit von 317 km/h nicht ausgeglichen werden kann. Dafür kann ich sofort nach der deutsch-französischen Grenze ein Ticket für 1,70 Euro für die Pariser Metro kaufen. Da meine Umsteigezeit sehr großzügig kalkuliert ist, steige ich stressfrei in die Metro, die ich aber zwei Stationen von Austerlitz wegen Bauarbeiten an der Metro-Strecke verlassen muss. Mit dem Bus geht es weiter. Da ich immer noch ausreichend Zeit habe, schlendere ich etwa zwei Stunden an der Seine entlang, bevor ich meinen Nachtzug in Richtung Spanien besteige. Ich schlafe ganz gut und komme wie geplant um 5.46 Uhr in Burgos an. Der neue Bahnhof liegt etwas außerhalb der Stadt. Außer mir sind noch drei andere deutsche Pilger im Zug und wir nehmen zu viert ein Taxi zur Kathedrale. Um 6.00 Uhr stehe ich vor der mir wohlbekannten Kirche und fühle mich wieder als echter Pilger.
15. Etappe: Burgos - San Bol (28,3 km)
Ich starte gleich in Richtung Meseta. In Tardajos ist in der ersten Bar mit den drei Deutschen ein gemeinsames Frühstück angesagt. Sie haben weniger Urlaub und wollen auch nur bis Leon kommen. So ziehe ich alleine weiter nach Hornillos zur zweiten Rast. Alle Kapellen und Kirchen, die ich am frühen Sonntagmorgen sehe, sind geschlossen. Weiter ziehe ich nach San Bol. Nach 28,3 km bin ich am ersten Tag am Ziel. Die Herberge liegt etwas abseits am Weg, bietet nur zwölf Betten und es sind schon einige Pilger dort. Ich habe Glück, bekomme zwar kein Bett mehr, dafür aber die letzte von zwei Matrazen auf dem Boden unter dem Dach. Dort kann ich nicht einmal sitzen, ich will in der Nacht ja aber schlafen und das geht, auch wenn die Matraze betonhart ist. Im Führer von R. Joos steht, dass man dort auch im Freien übernachten könne. Das ist durch ein Schild mit der Aufschrift Campen verboten jedoch nicht erlaubt. Zum Abendessen kocht der Hospitalero für uns eine Paella zum Preis von 7 Euro pro Pilger. Strom gibt es nur am Abend solange er noch da ist. Wer in der Nacht oder am frühen Morgen irgendwohin will, benötigt auf jeden Fall eine kleine Taschenlampe.
16. Etappe: San Bol - Itero de la Vega (25,5 km)
Mein Schlaf war wegen der knüppelharten Matraze auf dem Boden nicht besonders gut. Gegen 5.00 Uhr stehen die ersten Pilger nicht gerade lautlos auf, so dass ich beschließe ebenfalls ganz früh loszugehen. Da der Hospitalero am Morgen nicht da ist, ist die morgendliche Körperpflege im Schein einer Taschenlampe etwas schwierig. Gegen 5.40 Uhr breche ich auf. Es ist sternenklar. Ich kann ohne Taschenlampe gehen. Bis Hontanas ist es hell geworden und die Albuerge El Puntido hat ihre dazugehörige Bar zum Frühstück geöffnet. Dann pilgere ich weiter in Richtung San Anton. Der Weg ist am Anfang sehr schön. Leider fahren auf dem sehr schmalen Weg viele Biker, die teilweise sehr rücksichtslos sind. Ohne eine Klingel am Rad und ohne zu rufen fahren sie sehr knapp an den Fußpilgern vorbei. Der Ärger ist vorprogrammiert. Obwohl San Anton nur eine Ruine ist, ist die Anlage für mich noch immer sehr beeindruckend. Weiter geht es auf der Landstraße nach Castrojeriz, wo ich mir ein zweites Frühstück gönne. Da heute Montag ist, sind natürlich alle Kirchen nicht nur in Castrojeriz, sondern in ganz Spanien geschlossen. Der Anstieg auf den Alto de Molares ist mit 12% Steigung über mehr als einen Kilometer Länge nicht ganz einfach; der Abstieg mit 18% geht dann aber richtig in die Knie. Kurz vor San Nicolas überholen mich Caroline und Michael, die mit mir in San Bol waren. An der Brücke über den Itero verlasse ich die Provinz Burgos und betrete Palencia. In Iterop de la Vega bekomme ich problemlos ein Einzelzimmer mit Bad. Nach zwei weniger gut verbrachten Nächten tut das gut. Nach der üblichen Wäsche und Siesta finde ich einen kleinen Supermercado, wo ich für die morgige Etappe einkaufen kann. Um 19.00 Uhr gehe ich Essen: Pasta, Spiegeleier, Schinken, Pommes, Vino, Aqua, Flan. Außer mir sehe ich noch zwei andere Pilger. Gerald aus Tirol, der sehr schnell unterwegs ist und einen Unbekannten. Früh geht es ins Bett und ich schlafe richtig gut.
17. Etappe: Itero de la Vega - Villalcazar (28,1 km)
Um 6.00 Uhr breche ich auf. Noch im Dunkeln treffe ich drei Pilger; zwei junge Spanier und Silvia aus Budapest. Alle drei sind superschnell unterwegs. Kurz vor Boadilla del Camino hole ich Silvia wieder ein. Sie geht jetzt alleine, weil sie große Fußprobleme hat. In Boadilla gibt es endlich Frühstück. Gestärkt ziehe ich weiter. Am Canal de Castilla überholt mich Gerald. In Fromista treffe ich ihn in einer Bar zum letzten Mal wieder. Er wird wohl nur etwas mehr als drei Wochen für den ganzen Camino benötigen. In Fromista sehe ich viele Pilger. In der Kirche San Martin bin ich der einzige Pilger. Ich kann nicht verstehen, dass viele wohl nur einen relativ billigen Urlaub machen wollen, aber die wunderschönen Kapellen und Kirchen einfach am Weg liegen lassen ohne wenigstens einmal hineinzuschauen. Über Poblacion de Campos und Villarmentero gehe ich weiter nach Villalcazar de Sirga weiter. Nachdem ich mich wie üblich geduscht und anschließend meine Kleider gewaschen habe, esse ich eine Kleinigkeit. Um 16.00 Uhr ist die Kirche offen und ich kann sie in aller Ruhe genießen. Dort sagt man mir, dass um 19.00 Uhr eine Messe ist. In der Messe sehe ich Silvia wieder und Christa, eine Pilgerin aus Münster. Anschließend gibt es ein kleines Menu del Dia.
18. Etappe: Villalcazar - Calzadilla de la Cueza (23,5 km)
Bis Carrion de los Condes sehe ich keinen einzigen Pilger. Am Ortseingang sitzt eine ziemlich niedergeschlagene Silvia, deren Fußprobleme nicht geringer geworden sind. Ich rate ihr, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und in Carrion zu bleiben. Ich kehre in einem Restaurant ein, wo ich für 3 Euro ein gutes Frühstück bekomme. Gegen 8.00 Uhr will ich weiterziehen, sehe aber, dass eine Kirche geöffnet ist. Zwei Nonnen verrichten dort ihr Morgengebet. Dann gehe ich aus Carrion hinaus. Am Ortsende kann ich noch das große Kloster San Zeilo - heute ein Hotel - bewundern. Den Kreuzgang kann ich zu so früher Stunde natürlich nicht besichtigen. Nun geht es die nächsten Kilometer immer geradeaus in Richtung Calzadilla de la Cueza. Nach zehn Kilometer kommt die entscheidende Stelle. Hat die von R. Joos beschriebene Bar geöffnet? Jedenfalls sehe ich die Bar und das Tor zum Grundstück ist auch offen. Ich frage nach, ob offen oder geschlossen ist. Was ich denn wolle? Eine Kleinigkeit zu essen! Ja, es ist offen. Aber ich kann nur ein Bocadillo con Cheso bekommen. Wie bereits R. Joos in seinem Füherer schreibt, ist der Preis von 4 Euro grenzwertig. Weiter ziehe ich gen Westen. Ein Radpilger aus Regensburg holt mich ein, grüßt freundlich und beschließt, um andere Knochen und Muskeln zu belasten, ein paar Kilometer neben mir herzulaufen. Dann pilgere ich wieder alleine. Früh um 12.15 Uhr erreiche ich Calzadilla. Im Dorf gibt es praktisch nichts. Christa hat hier auch ihr Quartier bezogen. Roman, den wir ein paar Mal in den letzten Tagen unterwegs gesehen haben, ist weitergezogen. Am späten Nachmittag treffen noch Steffi und Renate aus Bayern ein.
19. Etappe: Calzadilla de la Cueza - Bercianos (32,8 km)
Der frühe Aufbruch ist trotz Dunkelheit problemlos, da der Camino ja immer entlang der Nationalstraße verläuft. In Ledigos gehe ich in die der Herberge angeschlossene Bar zum Frühstück. Wenn es in der Herberge so aussieht wie in der Toilette der Bar, dann ist sie nicht empfehlenswert. Dann nehme ich die von R. Joos empfohlene "Abkürzung" zur Herberge Jaques de Molay. Auf diesem Abschnitt bin ich wie ich es gerne habe ganz alleine unterwegs, obwohl diese Wege sicher schöner zu begehen sind, als ständig an der Straße entlang. Diese Abkürzung ist knapp aber ausreichend beschildert. Wer einmal ohne Autos gehen will, ist hier absolut richtig. In Moratinos kehre ich wieder in einer Bar ein. Dann geht es weiter über San Nicolas in Richtung Sahagun. Gegenüber der Iglesia San Trinidad sitzt eine putzmuntere Christa, die heute nur bis Ledigos gepilgert ist und den kleinen Rest mit einem Taxi zurückgelegt hat. Sie bleibt heute in Sahagun, will mich aber in Leon wiedertreffen. Wie das gehen soll kann ich mir nicht vorstellen. Ich pilgere jedenfalls bis Bercianos weiter, wo ich wieder ein kleines Hostal finde. Nach der üblichen Prozedur - Duschen, Waschen, Siesta, Einkaufen - kann ich in aller Ruhe die kleine Ermita San Roque besichtigen. Wie leider üblich sind die anderen Pilger beim Cerveza und ich in der Ermita alleine.
20. Etappe: Bercianos - Puente de Villarente (32,8 km)
Zusammen mit mir brechen vier junge Pilger in Bercianos auf. Nach einigen Metern lasse ich sie ziehen und gehe meinen gemütlichen "Nachttrott". El Burgo Ranero begrüßt mich mit einem ohrenbetäubendem Lärm. Fans nennen das wohl Musik. Was hier genau gefeiert wird, kann ich aber nicht erkennen. El Burgo ist trotz des Lärms wie ausgestorben. Daher gibt es auch kein Frühstück. Auf den nächsten 12,5 km esse ich meine zwei mitgebrachten Bananen. Dort gibt es endlich in einer Bar gegen 10.30 Uhr einen Cafe con Leche mit einer Tortilla. Gegen 12.00 Uhr erreiche ich Mansila de las Mulas, das eigentlich mein Tagesziel sein sollte. Es ist so früh am Tag, ich bin eingelaufen und beschließe weiterzugehen. Ein Deutscher, ders seit 30 Jahren in Irland lebt, holt mich ein. Norbert und ich gehen zusammen bis Puente de Villarente und erfreuen uns dort an der neuen Brücke. Diese hat man extra für die Pilger gebaut. Denn das Überqueren des Flusses auf der alten Nationalstraßenbrücke war extrem gefährlich. Wieder bekomme ich ein kleines Zimmer in einem Hostal. Villarente ist ein Straßendorf ohne irgendwelche Besonderheiten. Wie üblich kaufe ich nach der Wäsche ein, trinke eine Kleinigkeit und esse abends ein Menu del Dia.
21. Etappe: Puente de Villarente - Virgen del Camino (20,9 km)
Für heute habe ich mir nur eine kurze Strecke vorgenommen, da ich ein bisschen Zeit in Leon verbringen möchte. Der Weg zieht sich mehr oder weniger immer der Nationalstraße entlang in Richtung Leon. In Arcahuea ist es noch zu früh für ein Frühstück, in Valdelafuente gibt es wegen der Wegführung sowieso keine Möglichkeit. So erreiche kurz nach 8.00 Uhr die ersten Vorstädte von Leon. Nach einiger Suche finde ich dann eine Bar, die tatsächlich geöffnet hat. Frisch gestärkt geht es weiter in Richtung Leon. Vorbei am Palacio Guzmanes und am Casa de Botines erreiche ich um 9.00 Uhr die Kathedrale, die logischerweise erst um 10.00 geöffnet wird. Also gönne ich mir einen zweiten Cafe con Leche und warte bis ich um 10.00 meinen Stempel in der Kathedrale bekomme. An San Isidor und San Marcos gehe ich dann weiter in Richtung Virgen del Camino. Kurz vor dem Ziel holt mich ein zweiter Norbert ein. Er stammt aus Ulm. Nach Zimmerbezug und Waschen kann ich die Wallfahrtskirche der Dominikaner besichtigen. Nach einigem Hin und Her erfahre ich, dass um 18.30 Messe ist. Sie ist außerordentlich gut besucht. Danach gibt es für mich eine Plato Combinado.
22. Etappe: Virgen del Camino - Hospital de Orbigo (25,6 km)
Ich breche im Dunkeln auf. Auch in Valverde ist es noch dunkel. Einige Pilger verlassen gerade die dortige Herberge. Norbert überholt mich. In San Miguel ist auch noch alles dicht. In Villadangos del Paramo ist wieder wie im letzten Jahr Mittelaltermarkt, aber auch hier schläft noch fast alles. In meinem letztjährigen Hostal bekomme ich dann doch noch einen Cafe con Leche. Wie in den letzten Tagen wird es wieder sehr warm. Über San Martin erreiche ich Puente de Orbigo und über die wunderschöne Brücke dann Hospital de Orbigo. Mittags treffe ich wieder Norbert zu einem Bier. Da Sonntagnachmittag ist, ist es mit Einkaufen für die nächste Etappe schwierig. Auch ein Kirchenbesuch ist an diesem Sonntag nicht möglich. Am Abend treffe ich Dino aus Genua zu einem gemeinsamen Fototermin auf der Brücke.
23. Etappe: Hospital de Orbigo - Santa Catalina (26,2 km)
Der Weg ist einfach zu finden; immer an der Straße entlang. In Villares de Orbigo ist meine letztjährige Bar natürlich noch geschlossen. Auch in santibanet gibt es nichts. Bei der "Open-Air-Bar" der Italiener vor Astorga gönne ich mir einen kleinen Cafe. Manche Pilger finden die Idee der Italiener mit ihrer Donativo-Bar gut, andere nicht. Ich werde jedenfalls überaus freundlich empfangen und wieder verabschiedet. In Astroga finde ich nach Tagen endlich eine Telefonzelle, die mein Geld akzeptiert, so dass ich mich zuhause als noch lebden melden kann. Die Kathedrale ist nicht geschlossen! Als ich gerade eintreten will, verlässt ein Spanier das Gotteshaus und schließt ab. Ich bin nicht der einzige, der das nicht gut findet. Spanien hat so viele Arbeitslose. Ich bin mir sicher, dass einer auf Donativo-Basis die Aufsicht in der Kathedrale übernehmen würde. So ziehe ich unverrichteter Dinge weiter und kaufe mir noch ein paar Vitamie und Getränke. In der Zwischenzeit ist es extrem heiß geworden. Aber ich will mindestens bis Murias de Rechivaldo weiter. Am Ortsausgang von Astorga ist leider die moderne Pilgerkirche ebenfalls geschlossen, sowie die kleine Kapelle Ecce Home einige Kilometer weiter. Trotz der Hitze bleibe ich dann nicht in Muris, sondern pilgere bis Santa Catalina, wo ich für 20 Euro ein sehr schönes Zimmer bekomme. Norbert aus Irland kommt am Nachmittag auch noch. Wir warten auf seine Landsfrau Aiobheann, die dann später auch noch kommt. Nach der Wäsche und Siesta suche ich im Dorf einen Supermercado, den es aber nicht gibt. Zwei Versuche, in die kleine Kirche zu gelangen, scheitern ebenfalls. Am späten Nachmittag gönnen wir uns ein kleines Bier. Danach zieht noch ein kleines Sommergewitter auf. Der Boden kann das Wasser gut gebrauchen. Natürlich gehe ich wieder früh schlafen, da der nächste Tag wohl anstrengend wird.
24. Etappe: Santa Catalina - El Acebo (27,8 km)
Eine nicht unbedingt sehr lange Etappe liegt vor mir. Dafür ist aber das Cruz de Ferro mit einigen Steigungen zu überwinden. El Ganso liegt um 7.00 Uhr natürlich noch im Tiefschlaf. Dann laufe ich in einer wunderschönen Landschaft an einem Kreuzweg vorbei, den ich im letzten Jahr mit Artur und Melanie einfach nicht gesehen habe. Gegen 8.30 Uhr erreiche in Rabanal eine Bar, wo ich mein Frühstück einnehme. In dem kleinen Dörfchen gibt es mehrere Kirchen. Eine - erste auf der rechten Seite - ist sogar offen. Ich bin wieder einmal dort einziger Gast. Zwei Schäferhunde vor einer Herberge sind für mich glücklicherweise angekettet. In Foncebadon kaufe ich mir einen Apfel und ziehe dann ohne weitere Pause weiter zum Cruz de Ferro, das ich gegen 1045 Uhr bei strahlend blauem Himmel erreiche. Dort oben ist ein großer Auflauf an echten und falschen Pilgern. Ich mache einige Aufnahmen für Pater Klaus und weiter geht es in Richtung Manjarin. Hier versorge ich mich noch mit einer Flasche Wasser. Eine Weile geht es noch auf und ab, bis der sehr steile Abstieg nach El Acebo kommt. Einige Mountainbiker fahren auch hier den Originalcamino. Ich will nicht daran denken, wenn da einmal die Bremsen versagen. In El Acebo bekomme ich in einem CasaRural ein ganz uriges Zimmer. Meine Pilgerfreunde aus Irland, Australien, England, Italien und Spanien kommen später auch noch. Nach einem Bier ziehen sie aber weiter ins nächste Dorf. Meine Knie werden es mir morgen danken, dass ich in El Acebo geblieben bin. Am späten Nachmittag kann ich bei einem Dorfbummel die Kirche besichtigen. Danach treffe ich Renate und Peter aus Linz, die ich heute morgen schon auf dem Camino getroffen habe. Sie haben viel mehr Zeit als ich und können kleine Etappen gehen.
25. Etappe: El Acebo - Cacabellos (30,8 km)
Bei grandiosem Sternenhimmel ziehe ich los. Auf der kleinen Landstraße ist das kein Problem. Auf dem späteren Weg abseits der Straße brauche ich dann doch meine kleine Taschenlampe. In Riego de Ambros gibt es noch kein Frühstück. Auch gibt es im Dorf eine Baustelle, die mich zurück zur Landstraße zwingt. Endlich darf ich wieder von der Straße abbiegen. Der folgende Weg ist landschaftlich sehr schön, meiner Meinung nach für Radler aber völlig ungeeignet. Um 8.00 Uhr erreiche ich Molinaseca, wo ich gleich nach der Brücke ein kleines Frühstück bekomme. Bis Ponferrada bleibe ich auf der LE 142. Dort gibt es einen zweiten Cafe con Leche. Dann gehe ich in die Kathedrale Nuestra Senora de la Encina. Irgendwie kommt mir diese Kirche immer sehr dunkel und wenig einladend vor. Der Weg aus der Stadt kommt mir unendlich lang vor. Kurz vor Ortsende überholt mich wie so oft in den letzten Tagen Marscha aus den Niederlanden. Sie ist zwar viel schneller als ich, macht aber wesentlich merh Pausen und so sehen wir uns regelmäßig. In Fuentesnuevas gibt es für mich als Mittagessen ein Bocadillo mit Cola. Die Temperatur ist nun wieder auf deutlich über 30 Grad gestiegen. In Camponayara ist eine moderne Kirche mit ganz modernen Fenstern offen. Obwohl mir mittelalterliche Fenster eher zusagen, gefallen mir die dortigen doch auch sehr gut. In der glühenden Mittagshitze lege ich den Restweg bis Cacabellos zurück, wo ich im Hostal Santa Maria ein Zimmer beziehe. Am Nachmittag kann ich eine kleine Kapelle, die zu einem Museum unfunktioniert wurde, besichtigen. Auch Norbert treffe ich hier wiedre. Am Abend gibt es wieder einmal ein Menu del Dia.
26. Etappe: Cacabellos - Vega de Valcarce (24,5 km)
Wieder einmal gehe ich im Dunkeln los. Nach einigen Minuten komme ich an der originellen Herberge in Pieros vorbei. Hier herrscht auch schonreges Treiben. Die Herberge ist in einer Halbkreis in Zweierkabinen um die Kirche errichtet. Bereits vor 8.00 Uhr erreiche ich in Villafranca del Bierzo die Santiagokirche. Weiter an der Burg vorbei gehe ich ins Zentrum, wo mich wieder einmal Norbert und Aiobheann einholen. Nach einem Frühstück geht wieder jeder alleine seinen Weg. In Villafranca del Bierzo müsste ich eigentlich wegen seiner vielen kleinen und gro0en Kirchen länger bleiben. Leider reicht meine Zeit nicht. Im Tal des Rio Valcarce wird es wieder richtig heiß. In Portela ist die kleine Kirche Sankt Johhanes der Täufer offen. Außer mir sind doch noch zwei deutsche Pilger in der Kirche. Ich beschließe weiter bis Vega del Valcarce zu pilgern und den Aufstieg zum Cebreiro am nächsten Tagam ganz frühen Morgen zu starten. So beziehe ich in Vega de Valcarce in einem Casa Rural ein Zimmer, wo ich auch in der gegenüberliegenden Bar für 6 Euro ein wirklich gutes und ausreichendes Menü bekomme. Hier gib es einen Minimarket, wo ich für den nächsten Tag Vitamine und Getränke für den Aufstieg zum hl. Berg der Galicier einkaufen kann.
27. Etappe: Vega de Valcarce - Triacastella (33,8 km)
Der Sternenhimmel ist am ganz frühen Morgen wie immer grandios. Ab und zu muss ich doch meine Taschenlampe einsetzen. Weiter pilgere ich auf der kleinen Straße nach Herreiras. Dort könnte ich mir den Luxus leisten und mir zum Aufstieg auf den Cebvreiro ein Pferd mieten. Ich möchte das dem armen Pferd aber nicht antun und gehe zu Fuß weiter. Nach Hospital verlasse ich dann auch wie von R. Joos beschrieben die Straße und biege auf einen ganz kleinen Weg ab. Dieser führt mich teilweise recht steil nach La Faba. Ich sehe eine Bar, sie scheint geschlossen. Da öffnet von innen ein keiner Hund die Tür und kommt heraus. Ich gehe hinein und frage nach einem Desayuno. Si! Langsam wird es hell und ich pilgerer weiter in Richtung Cebreiro. Vor mir erscheint ein grandioses Naturschauspiel. Über dem Bergkamm erscheinen Wolken und fallen sehr schnell ins Tal. Über den kleinen Ort Laguna erreiche ich kurz vor 9.00 Uhr Cebreiro. Die Kirche wird gerade geöffnet und so stehe ich ehrfürchtig vor dem hl. Gral. Nach einem Cafe con Leche gehe ich weiter, wie von R. Joos beschrieben nicht der Straße entlang, sondern erstmals weiter bergaufwärts. Über Linares, den Alto de San Roque, Hospital la Condesa mit der offenen Kirche San Juan erreiche ich schließlich den Alto de Poio. Hier stärke ich mich mit einer Tortilla und beschließe -- falls möglich -- bis nach Triacastella weiterzulaufen. Ab dem Alto de Poio geht es nun ohne Pause in glühender Hitze weiter. In Triacastella angekommen sehe ich, dass Unmengen von Pilgern an der ersten Herberge lagern, um auf ein Bett zu warten. Hier habe ich zum ersten Mal Probleme, eine Unterkunft zu finden. Nach einigen Absagen bekomme ich am Ortsende im netten Hostal Casa David doch noch ein kleines Zimmer. Nach der oblichen Pilgerprozedur mache ich mich am frühen Abend nochmals auf den Weg. Die Kirche ist nur noch kurz geöffnet, aber das ist besser als geschlossen. Ich treffe noch Maria und Thomas, die ebenfalls im Casa David untergekommen sind.
28. Etappe: Triacastella - Ferreiros (31,9 km)
Wie jeden Morgen stehe ich ohne Wecker früh auf und ziehe los. Heute komme ich nicht ohne Taschenlampe aus. Auch in Balsa ist es noch dunkel. Auch beim steilen Aufstieg durch den Wald ist künstliches Licht noch von Vorteil. Dann überholen mich zwei junge Peregrinas aus Köln und Münster. In Pintin genieße ich in einer Bar mein Frühstück. Weiter geht es nach Sarria, wo ich recht früh ankomme; jedenfalls zu früh, um hier zu bleiben. Auffällig ist die große Anzahl der Pilger hier. Für die Compostella genügen ja 100 km und so fangen viele Pilger eben in Sarria ihren Weg an. Wie immer in den letzten Tagen ist es wieder sehr heiß. Auf den nächsten Kilometern frage ich sechsmal nach einer Unterkunft bis ich in Ferreiros in einer Notunterkunft ein Bett bekomme. Es gibt eine Dusche für 30 Pilger und das Wasser ist eiskalt; aber besser als nichts. Meine Kleider kann ich im Freien in einem alten Waschtrog waschen. Gegen 15.00 Uhr esse ich für 8 Euro ein Menü, das reichhaltig und gut ist. Später kommt auch noch Thomas, um auf Maria zu warten. Er bringt sie nach Portomarin und morgen früh wieder hierher zurück. Zum ersten mal trinke ich in Spanien ein Cerveza con Limon. Das hat eine freundschaftliche Diskussion mit einem Spanier zur Folge, der nicht verstehen kann, dass ein Deutscher freiwillig sein Bier verdünnt. Ich gehe sehr früh ins Bett.
29. Etappe: Ferreiros - Palas de Rei (34,6 km)
Nach einer sehr unruhigen Nacht stehe ich viel früher auf als sonst. Irgendeiner der Mitpilger muss ja immer einmal wieder Licht anmachen oder aufstehen. So stehe ich etwas genervt um 5.00 Uhr auf der Straße. Zum ersten Mal sehe ich keine Sterne, es ist stark bewölkt. Im Wald ziehe ich zum Schutz meiner Fotoausrüstung meinen Poncho über. Das ist glücklicherweise nur ein kleines Stück nötig. Bis Portomarin bin ich sehr langsam unterwegs, bin aber dennoch vor 8.00 Uhr dort. Natürlich ist es viel zu früh, um die Kirche offen vorzufinden. Ein Versuch kann nicht schaden. Natürlich ist sie geschlossen. Auf dem Weg aus Portomarin hinaus, finde ich eine offene Bar für mein Frühstück. Offensichtlich wird die Anzahl der Pilger immer größer. Viele gehen nur mit minimalster Ausrüstung. Ihr Gepäck wird in vorbestellte Unterkünfte geliefert. Wer nicht vorgebucht hat, hat Pech. Dino ist gestern 41 km gelaufen. In ständigem Auf und Ab geht es weiter. Das Wetter ist nun wieder so wie in den letzten Tagen. Irgendwann bin ch so frustriert, dass ich in den Herbergen gar nicht mehr nach einem Bett frage, sondern beschließe bis nach Palas de Rei zu gehen. Nach knapp 9 Stunden komme ich dort an und finde in einem kleinen Hotel ein Zimmer. Nach den Erfahrungen der letzten zwei Tage bitte ich gleich darum mir ein Hostal in Arzua für morgen zu buchen, was auch problemlos klappt. Einzige Bedingung an mich ist, dass ich bis 18.00 Uhr dort sein muss. Ich gehe in ein kleines Restaurant, wo ich mit drei netten spanischen Peregrinas ein gutes Menü bekomme. Um 20.00 Uhr ist in Santo Tirso ein sehr gut besuchte Messe.
Der Pfarrer bemüht sich zwar langsam zu reden, aber viel verstehe ich doch nicht. Immerhin merke ich, dass er mit Leib und Seele bei der Sache ist.
30. Etappe: Palas de Rei - Arzua (29,7 km)
Dino geht mit seiner Frau kurz vor mir los. Sie waren im selben Hostal wie ich auch. Auch sie wollen heute bis Arzua gehen. In einem merkwürdigen Zick-Zack-Kurs geht es aus Palas de Rei hinaus. Vielleicht will man den Kontakt zur Nationalstraße so gering wie möglich halten. Die erste offene Bar ist hoffnungslos überfüllt, so gehe ich weiter bis Furelos. Gleich hinter der schönen Brücke kehre ich in der ersten Bar ein und bin einziger Gast. Über Sauberkeit kann man diskutieren, aber die Tortilla wurde vor meinen Augen ganz frisch gemacht! Sie hat auch grandios geschmeckt. Weiter pilgere ich nach Melide, wo ich kurz in San Roque Einkehr halte. Ab hier kenne ich den Weg ja mehr oder weniger auswendig. In Boente gehe ich kurz in die Santiagokirche, wo ich vom Pfarrer freundlichst begrüßt werde. Für viele Pilger werden die nächsten Kilometer sehr hart, da es wieder extrem heiß ist. Viele die mich heute morgen überholt haben, werden nun von mir wieder passiert. Nach knapp acht Stunden erreiche ich Arzua und beziehe mein mir wohlbekanntes Hostal Casa Teodora. Am Nachmittag treffe ich zuerst Thomas wieder, im Anschluss Dino und Frau, die ein weiteres italienisches Ehepaar getroffen haben. Wir beschließen ganz spontan, zusammen Essen zu gehen. Nach dem Essen besichtige ich die Pfarrkirche, die in den letzten Jahren für mich nicht geöffnet war.
31. Etappe: Arzua - Santiago (40,0 km)
Ich breche gegen 5.30 Uhr auf. Wegen der großen Pilgerzahlen werde ich versuchen noch heute in Santiago anzukommen. Trotz der Dunkelheit sind schon sehr viele Pilger unterwegs. Natürlich dauert es heute länger bis ich eine offene Bar für meinFrühstück finde. Dafür gibt es für mich eine Neuheit. Mein Croissant wird aufgeschnitten und getoastet. Dazu gibt es Butter und Marmelade. Später kehre ich ein zweites Mal in der Casa Martha ein. In Pedrouzo bin ich mir dann relativ sicher, dass ich heute bis Santiago erreichen werde. Wie in den letzten Tagen ist es wieder sehr heiß. Die letzten Kilometer sind auch wegen des ständigen bergauf und bergab sehr zäh. Endlich erreiche ich den Monte do Gozo und die kleine Kapelle San Marcos ist geöffnet. Ich umrunde noch das Papstdenkmal und pilgere weiter. DEa ich dieses Mal genau auf die Wegzeichen achte, muss ich heute bis zu meiner Unterkunft nur 40 km laufen. Ich bin wieder einmal in Santiago an der Kathedrale angekommen. Ich gehe in meine Standardunterkunft, dusche, wasche meine Kleider, gehe ins Pilgerbüro und mache dann dem hl. Jakobus meine Aufwartung - nicht mehr "duftend".
Die letzten Tage in Santiago und Finisterrae
Ich stehe sehr spät auf, frühstücke und gehe Richtung Kathedrale zur Pilgermesse. Vor der Kathedrale treffe ich Steffi und Renate. Wir gehen zusammen in die Messe. Vor der Messe treffe ich noch Sonja und Achim aus Montevideo. Wie es so ist, stellt sich bald heraus, dass wir gemeinsame Bekannte in Deutschland haben. Im Anschluss an den Pilgergottesdienst werden die deutschen Pilger für 19.00 Uhr zu einem geistlichen Rundgang eingeladen. Diesen Rundgang kann ich auf jeden Fall allen Pilgern sehr empfehlen. Am Abend gibt es im Manolo noch ein reichhaltiges Menü. Am nächsten Morgen fahre ich in einer halsbrecherischen Fahrt mit dem Linienbus nach Finisterrae. Als ich nach 2 h 20 min aussteigen kann bin ich heilfroh. Auf einer zweispurigen kurvigen Landstraße mit einem Bus Pkw zu überholen ist schon mehr als riskant. Das Wetter in Finisterrae ist leider stark bewölkt. Dafür treffe ich dort wieder Nina aus Köln, Thomas und Maria, Sonja und Achim und auch Andrea aus Italien. Erst in Finisterrae komme ich dazu, Andrea nach seinem Beruf zu fragen. Wioe nicht anders zu erwarten ist er Lehrer. Am Abend mache ich mit einem kleinen Boot eine sog. Sonnenuntergangsfahrt zum Kap, Ich habe Glück und die Sonne schaut doch noch ein bisschen unter den Wolken hervor. Am nächsten Tag geht es dann nochmals zum Kap. Das Wetter spielt aber nicht mit. So kehre ich schnell wieder zurück. Mit dem Bus geht es wieder nach Santiago zurück und am Tag darauf wie so oft mit Ryanair zurück nach Deutschland.