Camino Ingles ab Ferrol
Anreise nach Santiago
Um 2.50 Uhr stehe ich auf und nach einem Mini-Frühstück fahre ich nach Frankfurt, wo ich gegen 4.30 Uhr ankomme. Um 5.30 Uhr gebe ich meinen Rucksack ab und mit etwa 30 Minuten Verspätung starte ich in Richtung Madrid. Dafür komme ich etwa 5 Minuten zu früh an. Auf spanischem Boden gelandet gönne ich mir einen Cafe con Leche. Die nächsten Stunden langweile ich mich sehr, weil ich erst um 17.11 Uhr mein nächstes Flugzeug in Richtung Santiago besteigen kann. Zwischendruch sehe ich, wie einer der Gepäckfahrer einen seinen Anhänger im Kreisverkehr umlegt. Nach kurzer Beratung mit Kollegen stellen sie den Wagen wieder auf und beladen ihn relativ gemütlich. In Santiago komme ich pünktlich an, gelange schnell in mein vorgebuchtes Hotel. Ein kurzer Besuch der Kathedrale steht noch an. Nach dem langen Tag und dem frühen Aufstehen am nächsten Tag, gehe ich nur noch schnell zu Burger King.
... und weiter nach Ferrol
Aufstehen ist um 5.40 Uhr angesagt. Ich gehe zum Bahnhof. Dort gibt es ein kleines Frühstück und ich fahre dann mit Trenhotel nach A Coruna. Dort um 7.46 Uhr angekommen ist es noch stockdunkel. Ich fahre zum Torre de Hercules und warte, dass es etwa heller wird. Dann spaziere ich zum Bahnhof zurück, was wegen fehlender Schilder nicht ganz einfach ist. Die Wartezeit bis zum nächsten Zug nach Ferrol erscheint mir zu lange und ich mache mich auf den Weg zum nahegelegenen Busbahnhof. Dort fährt um 11.30 Uhr ein Bus nach Ferrol. Zwischenzeitlich hat es angefangen zu regnen; ich bin ja in Galicien. Vom Busbahnhof in Ferrol gelange ich nach einiger Suche in mein Hotel El Suizo, wo ich sehr freundlich aufgenommen werde. Das Wetter meint es nicht gut mit mir. Am Nachmittag regnet es immer noch. Trotzdem will ich mir in Ferrol - möglichst bei Kilometer Null - einen Stempel holen. Ich gehe also in den Hafen. Die Informationsstelle im Hafen hat - wohl nur im Winter - nur an Sams- und Sonntagen geöffnet. Die umliegenden Kirchen - San Francisco, Nosa Senora do Perpetuo, Concatedral San Xiao - sind auch alle geschlossen. Ich hole mir daher meinen ersten Pilgerstempel im Hafen in einer Bar. Gegen 17.15 Uhr starte ich einen neuen Versuch in eine Kirche zu gelangen, was mir endlich gegen 18.00 Uhr in der Concatedral auch gelingt. Vom Mesner erhalten ich einen Stempel. Ein geeignetes Lokal zu finden, ist nicht ganz einfach. Ich lande irgendwann in einem indisch-pakistanischen Dönerladen. Für 4 Euro erhalte ich einen großen Döner und eine Cola.
Für den nächsten Tag hole ich mir in einem Supermarkt noch eine Kleinigkeit für den nächsten Tag. Auch wenn mein Pilgerdasein offiziell erst morgen beginnt, bin ich sicher heute 15 km gelaufen.
Für den nächsten Tag hole ich mir in einem Supermarkt noch eine Kleinigkeit für den nächsten Tag. Auch wenn mein Pilgerdasein offiziell erst morgen beginnt, bin ich sicher heute 15 km gelaufen.
Santiago zur Weihnachtszeit
1. Etappe: Ferrol - Praia da Madalena (29,6 km)
Gegen 7.00 Uhr mache ich mich endlich wieder einmal auf den Weg. Die Kennzeichnung in Ferrol könnte deutlich besser sein. Grundsätzlich muss ich mich immer möglichst nahe am Ufer der Ria halten. Am Anfang habe ich viel Asphalt unter den Füßen, später wird das besser. Die Wegführung zielt darauf ab, Straßen und Ortschaften nach Möglichkeit zu meiden. Das heißt, dass ich zwar etwa 30 km gepilgert bin, Luftlinie aber nur ca. 10 km geschafft habe. Die Empfehlung, die Raimund Joos in seinem Führer auf Seite 74 beschreibt, ist mittlerweile der offizielle Weg. In Xubia überholen mich zwei Pilger. In der Herberge hole ich sie wieder ein. Leider gibt es dort keinen Stempel. Ich ziehe weiter. In Ribeira de Santa Maria ist die Kirche wie zu befürchten war geschlossen. Dafür finde ich etwa 100 m weiter eine offene Bar.
Hier gibt es ein kleines Frühstück. Später bin ich mir bei Casanova nicht mehr sicher, ob die Wegführung geändert wurde. Die beschriebene Pistenkreuzung mit Spiegeln sehe ich jedenfalls nicht. In Vilar do Colo gönne ich mir einen zweiten Cafe con Leche. Hier gehe ich wie beschrieben nach links. Der Weg ist trotzdem als Desvio gekennzeichnet. Nach ca. 7,5 Stunden erreiche ich den Strand von Madalena. Ich rufe im Casa Pousadoira an und werde nach etwa 40 Minuten abgeholt. Ab Praya da Madalena regnet es. Später schüttet es. Ich habe sehr viel Glück gehabt. Mein Zimmer ist ok, es hat sogar eine kleine Elektroheizung. Also dusche ich nicht nur, sondern wasche auch meine Pilgerkleidung, die dann auch sehr schnell trocknet. Um 18.00 Uhr soll es Essen geben. Es ist sehr gut, aber viel zu viel. Nach etwa 30 km am ersten Pilgertag gehe ich früh schlafen.
In Ferrol
2. Etappe: Praia da Madalena - Betanzos (22,3 km)
In der Nacht hat es kräftig geschüttet. Um 6.40 Uhr stehe ich auf, um 7.15 Uhr gibt es Frühstück, um 7.35 Uhr ist Abfahrt und um 8.10 starte ich in Praya da Madalena. Anfangs regnet es nicht, später mal mehr oder weniger. Zwischendurch gießt es in Strömen. Den einzigen Halt am heutigen Tag gibt es in der Bar Vidal in Mino. Der Weg ist gut gekennzeichnet. Im Wald entspricht die Wegbeschaffenheit dem Wetter der letzten Nacht. In San Paio habe ich eine unfreundliche Auseinandersetzung mit einem nicht angeleinten Hund und seiner Besitzerin. Meine beiden Trekkingstöcke machen dann auch dem "lieben" Hund klar, dass er verloren hat. Grandios ist die Beschreibung von R. Joos auf Seite 86 seines Führers : "tendenziell bergab". Bis ich Betanzos gegen 13.50 Uhr erreiche bin ich fast wieder trocken. Von dort werde ich schnell abgeholt und ins Casa do Sixto gebracht und von zwei ganz freundlichen Hunden - Flu und Susa - begrüßt. Es gibt auch in Spanien wohlerzogene Hunde. Meine Gastgeber Maria und Jose kümmern sich rührend um mich. Sie lassen sogar noch einen Freund kommen, der jahrelang in Deutschland gearbeitet hat. So wird mir vor lauter galicischer Geschichte und Kultur nicht langweilig. Zum Abendessen gibt es als Vorspeise Langustinos, was gar nicht meine Richtung ist. Trotz bester Vorsätze esse ich drei, dann ist Schluss. Der Rest ist typisch galicisch: gut und viel zu viel.
Auf dem Camino Ingles
3. Etappe: 29.12.2014 Betanzos - Vilacova (19,6 km)
Um 6.20 Uhr verlasse ich ohne Wecker mein Bett, frühstücke um 7.00 Uhr, um 7.30 Uhr verlasse ich das gastliche Casa do Sixto und bin um 8.00 Uhr in Betanzos wieder startklar. Hier sehe ich drei mir wohlbekannte Pilger. Der ganze Weg ist heute wunderschön. Es gibt aber auf der ganzen Etappe keine Möglichkeit einer Einkehr. Also kehre ich noch in Betanzos in der ersten und letzten offenen Bar zu einem zweiten kleinen Frühstück ein. Es ist bitterkalt, dafür regnet es nicht. Die Wege sind - bis auf ganz wenige Ausnahmen - gut begehbar. Auch heute geht es wieder ständig bergauf und bergab. Den 60,x-km-Monolith sehe ich nicht. Vielleicht existiert er nicht mehr. In Presedo finde ich ein Schild mit Wegweiser für eine neue Herberge. Eine Telefonnummer o.ä. ist aber nicht angegeben. Einige hundert Meter vor Vilacoba glaube ich bei einer kleinen Siedlung schon angekommen zu sein und suche vergeblich meine Bar Julia für den Transfer. Natürlich kann ich diese nicht finden. Nachdem mein Irrtum aufgeklärt ist, marschiere ich weiter. Nach einem Cafe con Leche und einem Orangensaft werde ich ins Casa Anton Veiras abgeholt. Dort angekommen, dusche und wasche ich wie üblich, um nach etwa einer halben Stunde festzustellen, dass die Heizung abgestellt wurde. Zur Abendessenszeit wird noch einmal für eine halbe Stunde geheizt. Mit Mühe und Not bekomme ich meine Pilgerkleidung trocken. In allen Nächten in diesem Haus ist es bitterkalt.
Betanzos
4. Etappe: Vilacova - A Calle (22,4 km)
Wie üblich 6.30 Uhr Aufstehen, 7.30 Uhr Frühstück, 8.00 Uhr Abfahrt, 8.30 Uhr startklar an der Bar Julia in Vilacova. Es ist immer noch extrem kalt. Die Sonne geht gerade auf und ich hoffe, dass es schnell etwas wärmer wird. Der Asphalt-Anteil ist heute etwas größer als gestern. Insgesamt ist der Weg aber auch heute wieder sehr schön zu gehen. Unterwegs komme ich an drei Bars vorbei. Die Chefin kann oder will mir nichts verkaufen. Einen Stempel bekomme ich aber. In 2 km Entfernung sei die nächste Bar. Gefühlt sind es dann 4 km bis ich diese Bar vorfinde. Sie ist geschlossen. Aufgrund der Empfehlung von R. Joos scheint das auch nicht so schlimm zu sein. Einige Meter weiter kommt die nächste Bar. Auch sie ist cerrado. Also ziehe ich weiter. Vorbei am Casa Anton Veiras pilgere ich bis ins Dorf A Calle, wo ich endlich in der offenen Bar Cruzeiro einkehre. Eine Bedienung ist nicht zu sehen. Einer der beiden anwesenden Spanier erklärt mir dann, dass er die Bedienung holt. Sie sieht etwas müde aus, aber ich bekomme einen Cafe con Leche.
Auf dem Camino im Winter
5. Etappe: A Calle - Santiago de Compostela (30,6 km)
6.40 Uhr Aufstehen, 7.30 Uhr Frühstück, 7.55 Uhr Abfahrt zum 2-km-Transfer nach A Calle, 8.00 Uhr Start. Beim Start ist es noch dunkel. Dennoch finde ich ohne größere Probleme den Weg. Wie auch in den letzten Tagen hat man sich bemüht, Ortschaften mit Einkehrmöglichkeit großzügig zu umgehen. Da ich des Lesens mächtig bin und der Führer von Raimund Joos sehr genau, weiß ich aber, was auf mich zukommt. Bei Baizoia (Führer Seite 102) habe ich die Autobahn aber nicht überquert, sondern unterquert. In Sigueiro kehre ich in einer Bar ein und bekomme dort neben einer körperlichen Stärkung auch einen Stempel "Camino Ingles". Die Kennzeichnung des Weges im Ort könnte wirklich besser sein. Einfacher Tipp: Im Ort rechts halten bis man auf die Hauptstraße trifft; dann nach links bis zur Brücke; diese überqueren und gleich danach wieder links. Ab hier gibt es wieder Muscheln. Weiter geht es wie von R. Joos beschrieben. Es ist schon toll, dass man ganz in der Nähe von Santiago noch alleine in Wald, Feld und Flur gehen kann und sehr schöne Wege vorfindet. Die GPS-Daten, die ich aus dem Internet von Bono Jacobus heruntergeladen habe, sind in der Nähe von Santiago ziemlich falsch. Der von R. Joos beschriebene neue Weg ist gut gekennzeichnet. Falls an einer Pistenkreuzung kein Wegweiser ist, geht es gerade aus weiter. Im Industriegebiet ca. 5 km vor der Kathedrale kehre ich nochmals ein: ein kleiner Cafe und ein Stempel genügen. Ich brauche ja zwei Stempel pro Tag. Einen mickrigeren Stempel habe ich in nun 15 Jahren Pilgern nicht gesehen, aber egal: Hauptsache zwei Stempel am Tag. Gegen 14.20 bin ich an der Kirche San Francisco, die natürlich geschlossen ist. Ein Angestellter des zugehörigen Hotels erklärt mir, dass ich um 16.00 Uhr nochmals kommen soll. Ich ziehe weiter zur Kathedrale, von dort zum Pilgerbüro, das natürlich auch geschlossen ist und erst am 2. Januar wieder öffnet. Ich gehe weiter ins gastliche Hotel Avenida, dusche, wasche Klamotten und gehe nochmals in die Kathedrale. Hier sehe ich nun im rechten Seitenschiff die riesige Krippe, die in ihrem Detailreichtum wirklich beeindruckt. Um 16.00 Uhr bin ich wieder beim hl. Franziskus. Ein Pater vertröstet mich auf 17.00 Uhr, wo ich dann tatsächlich meine Cotolaya bekomme. Vorübergehend bin ich nun wieder Tourist und kein Pilger mehr.
Auf dem Weg nach A Calle
Neujahr 2015 in Santiago
Touristische Aktivitäten an Neujahr sind in Santiago nicht ganz einfach. Fast alles ist geschlossen. Zum Frühstück finde ich eine kleine Pizzeria - besser als Nichts. Sehr viele Jugendliche sind ihrem Aussehen nach zu urteilen gerade auf dem Heimweg von einer Silvesterfeier. Ich mache nochmals dem hl. Jakobus meine Aufwartung. Auch heute bin ich noch tief beeindruckt von der Krippe. Am Nachmittag finde ich ein kleines Restaurant und genieße dort ein menu del dia. Zwischendurch besorge ich mir für morgen ein Ticket der Renfe nach A Coruna.
Krippe in der Kathedrale in Santiago